Meine kleine Weihnachtsgeschichte

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In meinem Wohnzimmer hängt ein in Öl auf Sperrholz gemaltes Finishbild zweier Rennpferde.Das Bild diente 1948 als Ehrenpreis für den Besitzer des Siegers im „Niederräder Jagdrennen der Dreijährigen“. Gelaufen in Frankfurt am 31.10.1948.

Die Geschichte um dieses Bild war in meiner Erinnerung etwas verblasst,war aber kein Problem, Herr Schmanns von Deutscher Galopp hat mir dankenswerter Weise die entsprechende Seite aus dem Jahresrennkalender 1948 prompt abfotografiert.

Die Siegerin, leicht mit 4 Längen, hatte den schönen Namen STURMFLUT. Züchter und Besitzer der Stute war das Gestüt Lindenhof, dessen Gründer und Besitzer mein Vater Dr. Curt Werner Löwe war. Mitbewerber waren Pferde aus guten Zuchten.

Der Trainer der Sturmflut war ebenfalls mein Vater C. W. Löwe. So weit so gut, aber nicht nur war die Siegerin interessant, sondern auch das Schlusslicht. Das war eine Stute namens HALLA, Besitzer G. Vierling und geführt als Halbblut (Hbl.)

Ja genau die Halla, die dann in den Händen von Hans Günther Winkler die Sparte wechselte und Springpferd wurde, Olymiasiegerin und Goldmedailienerringerin. In dieser Zeit war mein Vater auch entscheidend einer ihrer Tierärzte, bis hin zum „Springwunder von Stockholm“, wo sie ihren schwerverletzten Reiter fehlerfrei über einen monströsen Parcour trug. Etliche Jahre später kamen Halla und der Name Löwe dann in einen ganz anderen und neuen Kontakt. Löwes hatten es inzwischen geschafft für den in Schlesien verlorenen Lindenhof in Westfalen ein neues Gestüt Lindenhof zu errichten, und die Springstute Halla bezog da als Mutterstute Quartier, um viele Fohlen zu bekommen. Das sicher letzte Mal als sie einen Reiter auf dem Rücken trug war garantiert der Tag, als meine Frau Anne erstmals überhaupt auf einem Pferd sitzend, sie im Schritt von der Koppel nach Hause reiten durfte.

Nun aber zurück zu STURMFLUT. Vor und nach ihrem Sieg im vielleicht höchst bedeutenden Hindernissrennen des Jahres 1948 für Dreijährige, bestritt sie 10 Flachrennen in kleineren Rennen mit ordentlichem Erfolg. Ausgenommen sei der Start im DEUTSCHEN STUTENPREIS am 29. August 1948. Sie gewann mit einer ¾ Länge nach „großartigem Ritt“ von Seppl Gast, so die Fachpresse, gegen Stuten der Gestüte und Besitzer Röttgen, Waldfried, J.Harzheim, Ebbesloh und weiteren bedeutenden Namen. Für einen kleinen Stall, mein Vater hatte zu der Zeit 4 Pferde auf der Trainingsliste, war das 1948iger Jahr schon mehr als bemerkenswert. Im Falle der Sturmflut aber ganz enorm, habe ich doch noch sehr gut in Erinnerung wie er mir mal erzählte, daß die Sturmflut obendrauf noch eine äußerst zurückhaltende Fresserin war. Wenn man sie konstant auf einer Tagesration von 6 Pfund Hafer halten konnte war man schon zufrieden. Scherzhaft schilderte  mein Vater sie mal als magere Ziege.

Sturmflut mit ihrem Trainer als Vierjährige. In dem Jahr stieg sie dann auch zum besten Hindernispferd in Deutschland auf.

Eine tolle Leistung also auch von Team und Trainer, individuelles Eingehen auf jedes Pferd eben. Mal eher nebenbei, das habe ich mir als Trainer schon sehr früh hinter die Ohren geschrieben.


Wenn man bedenkt, dass das Jahr 1948 eher noch ein sehr mageres war, so sind die Ehrenpreise Ölbild (Jagdrennen) und der Pokal (Stutenpreis) doch imponierende Abbilder einer optimistischen Zeit im Rennsport, jeder mag seine Schlüsse daraus ziehen. Den Pokal allerdings musste mein Bruder Thomas Löwe, in dessen und seiner Familie Händen er sich jetzt befindet, allerdings erstmal in tagelangen make up Massnahmen bearbeiten. Er hat die Qualität des Kelches aber in fittester Form wiederhergestellt!

Wer auch immer diese Zeilen lesen mag,
jeden von Ihnen wünsche ich eine fröhliche, optimistische Weihnachtszeit!

Und bleiben Sie bitte gesund mit offenen Augen und Ohren und vor allem offenen Herzen,
für unser VOLLBLUT,

Andreas Löwe